Bürgerinitiative gegen Intoleranz, Verfolgung und Rassismus
Am 27. Januar, dem Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, erinnerte die Bürgerinitiative “Unsere Altstadt” besonders an die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger der Altstadt. An zwei Erinnerungsstation rief die BI zugleich gegen jeden Form von Intoleranz, Verfolgung und Rassismus auf.
Unter dem Leitmotiv “Generation ohne Schuld aber mit Verantwortung” wurde am Kastorhof 4 zunächst zusammen mit Pfarrer Johannes Stein vom Pastoralen Raum Dreifaltigkeit und dem Förderverein Basilika St. Kastor die Erinnerung an die jüdischen Familie Appel wachgehalten. Im Mittelpunkt stand die Enthüllung einer Gedenktafel. Mit wird nunmehr am heutigen Pfarrhaus an die ehemalige hier von der Familie Appel betriebene Pension “Rheinperle” erinnert werden. Zugleich soll damit die Geschichte der drei im Kastorviertel für die Familienmitglieder Adolf Appel (1890 — 1936), Max Appel (1891 — 1944) und der älteren Schwester Julia Appel (1889 — 1942) verlegten Stolpersteine verbunden werden.
Anschließend fand an der Gedenktafel der ehemaligen Synagoge am “Bürresheimer Hof” auf dem Florinsmarkt eine Schweigeminute im Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus statt. Hier, mitten in der Altstadt war bis 1938 das Zentrum des jüdischen Lebens beheimatet. Heute kündet nur noch die am Haus angebrachte Gedenktafel von dieser Zeit.
Für die Bürgerinitiative “Unsere Altstadt” verwies Jürgen Potratz darauf, dass die unterschiedlichen historischen Facetten der Altstadt im öffentlichen Raum sichtbar bleiben müssen. Die Bürgerinitiative sieht sich hierbei in der Verpflichtung die Geschichte der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus und die Leidenswege ehemaliger zumeist jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht zu vergessen, aber auch neue Formate des Gedenkens, vor allem unter dem Aspekt generationsübergreifender Erinnerungskultur zu entwickeln. “Erinnerungskultur darf nicht nur ein Ritual sein, sondern ein gelebter Prozess”, so die Forderung der Bürgerinitiative.
“Auch wenn wir manchmal nicht wissen, was wir noch tun können oder was wir beten sollen”, rief Pfarrerin Marina Brilmayer von der evangelischen Kirchengemeinde Koblenz-Mitte dazu auf weiter Fragen zu stellen und sich der eigenen “Generation ohne Schuld, aber mit Verantwortung” bewußt zu werden.
Zum Ende der Gedenkveranstaltung wurden an der Informationstafel “Bürresheimer Hof” 25 weisse Rosen niedergelegt. 24 für die vom Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Mitbürgerinnen und Mitbürger, für die bislang in der Koblenzer Altstadt Stolpersteine verlegt wurden und eine für alle bislang Namenlosen.