Schriftverkehr mit der Stadt Koblenz 2012–2014

Ein Beitrag von Dr. Helling

9. April 2012

Sehr geehr­ter Herr Ober­bür­ger­meis­ter !

Seit knapp zwei Jah­ren lebe ich mit mei­ner Frau am Münz­platz und wir genie­ßen das inten­si­ve sozia­le Mit­ein­an­der unter Mit­bür­gern ver­schie­de­ner Natio­nen. Ein­ma­lig !
Nur: war­um müs­sen die Näch­te von Don­ners­tag bis Sonn­tag und auch die des Oster­fes­tes so ablau­fen, als wären wir am “Bal­ler­mann”. Wie man in Pal­ma de Mal­lor­ca sehen kann, haben die Stadt­vä­ter in wei­ser Vor­aus­sicht “El Are­nal” in die Peri­phe­rie ver­legt.

Hier aber wer­den gera­de (8 Uhr am Oster­mon­tag) die letz­ten Zecher unter Geg­röh­le ‚Schep­pern und Auto­tü­ren-Schla­gen aus dem “Affen-Club” abtrans­por­tiert.
Um 1.30 Uhr habe ich das Ord­nungs­amt gefragt, ob es kei­ne Nacht­ru­he und kei­nen Fei­er­tag gäbe und war­um auch die Kar­frei­tag-Nacht so wie alle o.g. Wochen­end-Näch­te ver­lau­fen sei­en:
meist Gäs­te von “Affen­club”, “Sugar Ray‘s whis­key bar” und “Taqui Tos”, dane­ben Grüpp­chen alko­ho­li­sier­ter jun­ger Men­schen, die her­um­zie­hen und sich durch Saufen,Gröhlen,Kreischen und Zer­schla­gen von Glas­fla­schen her­vor­tun.
Ob nur Alko­hol im Spiel ist, wage ich als Medi­zi­ner zu bezwei­feln: die neu­ro­lo­gisch- psych­ia­tri­schen Reak­ti­ons­mus­ter deu­ten auf ande­re Dro­gen hin !

Fei­er­ta­ge wären doch für alle ‑ob Chris­ten oder Nicht­chris­ten- eine Chan­ce zur Erho­lung und zum Aus­schla­fen !
Müs­sen wir Bür­ger eigent­lich alle unter dem Ter­ror ein­zel­ner lei­den und uns den Pro­fit­in­ter­es­sen ein­zel­ner Gas­tro­no­men unter­ord­nen — oder gibt es auch gesetz­li­che Rege­lun­gen zur Nacht­ru­he ?

In Erwar­tung Ihrer Ant­wort (Sie haben hof­fent­lich auf dem Ober­werth bes­ser geschla­fen)
ver­blei­be ich
Ihr
Dr. med. Die­ter Hel­ling


9. Okto­ber 2012

Sehr geehr­ter Herr Ober­bür­ger­meis­ter !

Erstaunt neh­me ich wahr, daß nach den nega­ti­ven Erfah­run­gen des letz­ten Jah­res wie­der stun­den­lang gröh­len­de und besof­fe­ne Mas­sen durch die Alt­stadt zie­hen. Im letz­ten JAhr haben vie­le Gas­tro­no­men sich beschwert: schlech­tes Beneh­men, zer­stör­tes Inventar,volllaufen las­sen auf ihre Kos­ten.
Erstaunt bin ich auch, daß es sich hier­bei um STUDENTEN han­deln soll, die sich doch wie die letz­ten Pro­le­ten beneh­men. Das also ist unse­re zukünf­ti­ge Eli­te … (bit­te ger­ne an die FH wei­ter­lei­ten).

Ich fra­ge Sie  als obers­ten Ver­wal­tungs­chef der Stadt:
wer hat denn so etwas geneh­migt ? Ist man in der Ver­wal­tung der Stadt Koblenz denn nicht mehr lern­fä­hig ?
Der zustän­di­ge Beam­te des Ord­nungs­am­tes ‚den ich heu­te abend anrief,war zu recht über­for­dert und genervt. Er habe nur 2 (in Wor­ten: zwei) Kol­le­gen, die sich ver­geb­lich gegen die Mas­sen abmü­hen.
Die­se Ver­an­stal­tung war bis 20 Uhr geneh­migt, jetzt gera­de (0 Uhr) kommt Ruhe auf.

Ergo: man kann in Koblenz machen, was man will — es lebe das Cha­os !

In Erwar­tung Ihrer Ant­wort ver­blei­be ich

mit freund­li­chen Grü­ßen
Ihr
Dr. med. Die­ter Hel­ling


26. Juli 2013

Sehr geehr­ter Herr Ober­bür­ger­meis­ter !

Nun habe ich mich immer mal wie­der wegen der nächt­li­chen Zustan­de am Münz­platz und in der Alt­stadt an Sie gewandt.
In der letz­ten Nacht gab es wie­der mal nach Mit­ter­nacht wegen einer Schlä­ge­rei einen Poli­zei­ein­satz- aber das ist für uns ja schon nor­mal.
Gra­vie­ren­der ist ‚daß der Rest der Nacht den sau­fen­den ‚gröh­len­den und kot­zen­den Hor­den gehört. Das dür­fen die nur in Koblenz, das geben die auch offen zu !

Offen­sicht­lich ist die Alt­stadt nichts für Men­schen, die einer gere­gel­ten täg­li­chen Arbeit nach­ge­hen und deren Wecker um 6 Uhr klin­gelt.
Und: denen nicht zuzu­mu­ten ist, bei die­sen Tem­pe­ra­tu­ren alle Fens­ter aus Schall­schutz­grün­den zu ver­ram­meln, um eini­ger­ma­ßen schla­fen zu kön­nen.

Mir scheint es ‚als sei­en die Orga­ne der Exe­ku­ti­ve (Polizei,Ordnungsamt) ent­we­der über­for­dert oder zu schwach, am die­sem Irr­sinn Ein­halt zu gebie­ten.

Es gibt noch eine Alter­na­ti­ve: die Alt­stadt in “Bal­ler­mann-Mei­le” umbe­nen­nen, in der ein bestimm­tes Kli­en­tel ( dem das Wort “Wal­pur­gis­nacht” und der Name Goe­the wenig sagen dürf­ten) nach Her­zens­lust saufen,gröhlen und kot­zen kann , solan­ge es will.
Dabei stö­ren aber lei­der nur wir “nor­ma­len ” Men­schen: die müß­ten dann weg­zie­hen oder nach chi­ne­si­schem Vor­bild zwangs-umge­sie­delt wer­den.

Ich wer­de mit mei­ner Frau jetzt ein paar Tage ruhi­ge Tage an der See ver­brin­gen und wün­sche Ihnen auch ruhi­ge Tage auf dem Ober­werth.

Es grüßt Sie herz­lich
Ihr
Dr. Die­ter Hel­ling


8. April 2013

Sehr geehr­ter Herr Ober­bür­ger­meis­ter !

Das Mosel­ufer zwi­schen Alter Burg ‚Deut­schem Kai­ser und Kas­tor­stras­se ver­kommt immer mehr zur Hun­de­toi­let­te.
Als lang­jäh­ri­ger Hun­de­be­sit­zer, der sich das Trau­er­spiel täg­lich anschaut, bin ich — wie sicher die meis­ten ande­ren auch- eini­ger­mas­sen ent­setzt dar­über. Selbst auf frisch vom Gar­ten­amt ange­leg­ten Blu­men­bee­ten wird “hau­fen­wei­se” abge­la­den. So bekom­men die Tou­ris­ten aus ande­ren Län­dern, die dort ihre Schif­fe ver­las­sen, gleich einen ers­ten Ein­druck von unse­rer Stadt.
Anwoh­ner oder Mit­ar­bei­ter der Stadt, die ich anspre­che, berich­ten von Hun­de­be­sit­zern, die frech mei­nen: Ich bezah­le doch Hun­de­steu­er, da soll “die Stadt doch zuse­hen, wie sie mei­nen  Hun­de­dreck besei­tigt”.

Was sol­len wir tun?

1. Das Ord­nungs­amt und/oder frei­wil­li­ge Bür­ger ver­mehrt patroul­lie­ren zu las­sen, um sol­che Ver­schmut­zer ding­fest zu machen ?
2. Hun­de­be­sit­zer ‚die wie oben argu­men­tie­ren, eine feh­len­de Hygie­ne- und Sozi­al­ent­wick­lung beschei­ni­gen und wegen ihres Ent­wick­lungs­de­fi­zits den Gang zum Psych­ia­ter emp­feh­len ?
3. Alles so las­sen und das “Peter-Alt­mei­er-Ufer” nicht mehr nach dem Mit­be­grün­der der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land benen­nen, son­dern als “Hun­de­kot-Mei­le” ?
4. Die Stadt bit­ten ver­mehrt “dog sta­ti­ons” zur Ent­sor­gung auf­zu­stel­len ?

Für wei­te­re kon­struk­ti­ve Vor­schlä­ge wäre ich dank­bar.

Dr. med. Die­ter Hel­ling, Arzt und Psy­cho­the­ra­peut


27. Mai 2013

Sehr geehr­ter Herr Ober­bür­ger­meis­ter !

Vie­len Dank für Ihre Reak­ti­on auf mei­nen Brief. Sie schil­der­ten die Bemü­hun­gen der Stadt, mit spe­zi­el­len Sau­gern die Anla­gen rein zu hal­ten.

Nun kom­me ich gera­de von einem medi­zi­ni­schen Sym­po­si­um aus Meran. Dort gibt es genau so vie­le Hun­de, wenn nicht mehr- die der Tou­ris­ten ein­ge­rech­net.

Aber: ich habe, weder in den Anla­gen noch auf den Spa­zier-und Wan­der­we­gen um die Stadt- kei­nen ein­zi­gen Hun­de­kot gese­hen. Dafür aber vie­le Ver­bots­ta­feln und “dog sta­ti­ons!.

Was soll ich dar­aus schlie­ßen ?

1) DIe Stadt Meran ist in die­ser Sache bes­ser orga­ni­siert und erspart ihren Gäs­ten den Anblick ? Oder:

2) Es gibt- mit Ver­laub gesagt- ein­fach weni­ger Schwei­ne in Meran.

Mit freund­li­chen Grü­ßen

Dr. med. Die­ter Hel­ling


26. August 2014

Sehr geehr­te Frau Dem­leit­ner,

Es ist gut, daß die Rhein-Zei­tung die­ses The­ma auf­greift: gehört die Alt­stadt der Par­ty oder den Men­schen, die z.T.schon lan­ge in ihr woh­nen ?

Oder gibt es Spiel­re­geln, die erlau­ben, daß bei­des mit­ein­an­der exis­tie­ren kann ?

Fakt ist, daß die Näch­te von Don­ners­tag bis Sonn­tag zum Davon­lau­fen sind, da regiert das Cha­os: Alko­hol und Dro­gen  bis in den Mor­gen. Das Ord­nungs­amt hat von 3 bis 6 Uhr Fei­er­abend, das hat sich in der Sze­ne wohl her­um­ge­spro­chen . Und die Poli­zei rückt nur aus bei Per­so­nen — oder Sach­schä­den, sprich : wenn‘s schep­pert oder Blut fließt.

Ich fra­ge mich:

-bin ich als arbei­ten­der Bür­ger, bei dem der Wecker um 6 Uhr klin­gelt, hier über­haupt noch rich­tig? Habe ich ein Recht auf Nacht­ru­he ‚zumin­dest in den Kern­zei­ten von 23 bis 6 Uhr?

-habe ich als Christ ein Recht auf Fei­er­tags­ru­he, oder muß ich akzep­tie­ren, daß das Geg­röh­le der mit Dro­gen und Alko­hol Voll­ge­pump­ten sich am Mor­gen mit den (von mir akzep­tier­ten) Kir­chen­glo­cken mischt ?

Ihr Arti­kel ist gut recher­chiert , die Initia­ti­ve der Ehe­leu­te Herr­mann gut dar­ge­stellt. Zum Schluß kommt dann lei­der nur Unsinn : wie kann  sich ihr Redak­teur unter der Woche und in den (Semes­ter-) Feri­en bis 24 Uhr am Münz­platz auf­hal­ten und behaupten,sein Erle­ben sei die Wahr­heit? Gebt ihm etwas mehr Geld und laßt ihn ‑am bes­ten im hei­ßen Som­mer bei geöff­ne­tem Fens­ter- die Näch­te von Don­ners­tag bis Sonn­tag hier ver­brin­gen !

War­um schreibt er nicht über ande­re Anwoh­ner, z.B. die Kin­der-Tages­mut­ter im “Para­dies”, die nach Jah­ren ihren Job resi­gniert auf­gibt , in die Eifel flieht, und mir sagt: “Das hier ist doch die Höl­le! Von der Stadt und dem Ord­nungs­amt erwar­te ich nichts mehr .” Oder über die jun­gen Fami­li­en, mit klei­nen Kin­dern, die eben­falls über­le­gen, weg­zu­zie­hen und resi­gniert sind über die Igno­ranz der Stadt und des Ordnungsamtes,bei denen sie kein Gehör fin­den ?

Ist Koblenz bür­ger- und kin­der­freund­lich oder schielt man lie­ber nach den paar Euro Umsatz ‚d.h. Gewe­be­steu­er eini­ger Gas­tro­no­men ?

Ich jeden­falls genie­ße mit mei­ner Frau die Alt­stadt mit ihrer kul­tu­rel­len Viel­falt und dem mun­te­ren Leben auf der Piaz­za. Die meis­ten Gas­tro­no­men hal­ten sich an die Spielregeln,das hat Ihr Arti­kel rich­tig dar­ge­stellt ‑wir kön­nen des­halb alle gut mit­ein­an­der leben. War­um muß das durch eini­ge Idio­ten, deren man in der Nacht nicht Herr wird und deren Dreck und diver­se Kör­per­flüs­sig­kei­ten man am Mor­gen besich­ti­gen kann, so einen nega­ti­ven Anstrich bekom­men ? Wor­in besteht das Pro­blem, ein­fach mal für die Nacht für alle ver­bind­li­che Spiel­re­geln auf­zu­stel­len ?

Mit freund­li­chen Grü­ßen

Dr. med. Die­ter Hel­ling


10. Sep­tem­ber 2012

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