Offener Brief an die “Schängelfeder”-Leser

Sprü­che! Alt wer­den möch­te jeder, alt sein eher kei­ner. Alt ist aller­dings wer vom Frü­her träumt, wo die Welt noch intakt war. Die Hirn­for­schung sagt, wer als alter Mensch noch hin­zu­ler­nen will, muss ande­res ver­ges­sen. Ach so! Das berühm­te halb­vol­le Glas wird immer wie­der gelobt und ver­tei­digt, obwohl es sich unbe­merkt von blau­äu­gi­gen Opti­mis­ten lang­sam leert.

Wir von der Bür­ger­initia­ti­ve sehen in deren Augen viel­leicht zu pes­si­mis­tisch das halb lee­re Glas, sind aber Opti­mist genug, dar­an zu glau­ben, dass es sich lang­sam wie­der fül­len lässt und wer­den auf allen Ebe­nen aktiv. Es ist bes­ser Dei­che zu bau­en, als zu hof­fen, dass das Meer Ver­nunft annimmt! Ehr­li­cher­wei­se soll­te man es zuge­ben und nicht die Augen vor einer Ent­wick­lung ver­schlie­ßen, die unse­re Alt­stadt in eine weni­ger lebens- und lie­bens­wer­te Rich­tung nimmt. Weder mach­ten frü­her „ mon­tags mit blau gefärb­ten Augen, geschwol­le­nen Lip­pen und neu­en Zahn­lü­cken“ her­um­lau­fen­de Bewoh­ner die Alt­stadt attrak­ti­ver, noch heu­te, wo „hier viel los ist“ und „nicht neu — geklaut und gelärmt wird und es Van­da­lis­mus gibt“. Straf­ta­ten blei­ben Straf­ta­ten auch nach Mit­ter­nacht, wenn der bra­ve Bür­ger schon schläft.

Die Bür­ger­initia­ti­ve greift die­se Punk­te auf und sucht nach ein­ver­nehm­li­chen Lösungs­mög­lich­kei­ten mit allen Betrof­fe­nen: Ver­wal­tung, Ord­nungs­kräf­ten, Ver­an­stal­tern, Gas­tro­no­mie und Gewer­be, sowie den Anwoh­nern. Ent­schei­den und beschlie­ßen muss es die Poli­tik. Ob Viel­zahl und Kon­zen­tra­ti­on von Fes­ten und Ver­an­stal­tun­gen, deren Dau­er und Bewir­tungs­zei­ten, Durch­füh­rung von Kon­trol­len und Ahn­dung von Ver­stö­ßen, Schwar­ze Scha­fe der Gas­tro­no­mie, boar­ding-house-Pro­blem, Wohn­ver­dich­tungs­plä­ne von Miet­hai­en, Kreuz­fahrt­schif­fe und Peter-Alt­mei­er-Ufer, lär­men­de und ran­da­li­sie­ren­de Alt­stadt­be­su­cher, durch die Gas­sen röh­ren­de PS-Machos oder Falsch­par­ker bis hin zum erneue­rungs­be­dürf­ti­gen Belag der Boule-Bah­nen, die BI packt es an, zumin­dest ver­sucht sie es. Und damit wol­len wir kei­ne bit­te­re Pil­le in das hoch gelob­te, ja beweih­räu­cher­te (noch) halb­vol­le Glas wer­fen, oder gar Besu­cher und Tou­ris­ten ver­grau­len und den Bewoh­nern ihre gelieb­te Alt­stadt ver­grät­zen. Wer dies wider bes­se­res Wis­sen ande­res dar­stellt, gönnt den Erfolg den ande­ren nicht! Und klei­ne­re und grö­ße­re Erfol­ge konn­ten wir an die­ser Stel­le schon mel­den – auch die Boul­bahn­ober­flä­che wur­de am Mitt­woch bereits erneu­ert, bra­vo!

Hel­mut Herr­mann, Stellv. BI Vors.