Allerheiligen in der Altstadt

Leben und Leben lassen, aber mit Anstand!

Über das Bil­dungs­ni­veau, gegen­sei­ti­gen Respekt, Wert­schät­zung, Nor­men und den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­hang wird immer wie­der kon­tro­vers berich­tet. Die­ser Tage konn­te beob­ach­tet wer­den, dass “Basis­wis­sen” über christ­li­che Fei­er­ta­ge abnimmt und durch “Event­wis­sen” abge­löst wird. Wäh­rend Chris­ten sich am Refor­ma­ti­ons­tag ori­en­tier­ten oder Aller­hei­li­gen als stil­len Tag des Geden­kens an die Ver­stor­be­nen nut­zen woll­ten, war in der Koblen­zer Alt­stadt der zusätz­li­che freie Tag zum 1. Novem­ber ein Eldo­ra­do für Fei­ern­de. Hal­lo­ween als Wirt­schafts- und Par­ty-Event boom­te. “Erleb­nis­gas­tro­no­mie” nen­nen dies Ver­wal­tung und Poli­zei­füh­rung, die in der Alt­stadt hin­ge­nom­men wer­den müss­te. Nach Recher­chen des SWR bringt es Hal­lo­ween in Rhein­land-Pfalz immer­hin auf einen Umsatz von rund 23 Mil­lio­nen Euro. Da kann die Grab­pfle­ge zu Aller­hei­li­gen nicht mit­hal­ten. Ist es der “Tanz auf dem Vul­kan” oder die Unkennt­nis von Tra­di­tio­nen, die zu Miss­ver­ständ­nis­sen führt? Eine nicht reprä­sen­ta­ti­ve Umfra­ge im Alten­hof — immer­hin an Aller­hei­li­gen um 6 Uhr mor­gens — ergab, dass von 50 Fei­ern­den nur eine jun­ge Frau und ein Neu­bür­ger aus Syri­en mit dem Refor­ma­ti­ons­tag und Aller­hei­li­gen etwas anfan­gen konn­te. Den frei­en Tag fan­den aber alle super. Aus zahl­rei­chen Knei­pen drang daher bis in die frü­hen Mor­gen­stun­den Musik trotz der Tat­sa­che, dass an Aller­hei­li­gen als “stil­ler Fei­er­tag” Fei­ern, Tan­zen und lau­te Musik ver­bo­ten sein soll­te (https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/allerheiligen-in-rlp-bedeutung-regeln-kirchliches-fest-100.html#Tanzverbot). Die letz­ten Alt­stadt­knei­pen schlos­sen kurz nach 9 Uhr. Zudem wur­den Tei­le der Alt­stadt ver­müllt; auch weil in Unkennt­nis der Fei­er­tags­re­ge­lun­gen “gel­be Säcke” raus­ge­stellt und zu Wurf­spie­len genutzt wur­den. Immer­hin blieb es im Ver­gleich zu ande­ren Groß­städ­ten rela­tiv ruhig. Wenn dies sich so wei­ter­ent­wi­ckelt soll­te dar­über nach­ge­dacht wer­den, wie wir grund­sätz­lich mit christ­li­chen Fei­er­ta­gen umge­hen soll­ten. Zumin­des­tens müss­te die Kennt­nis über den Hin­ter­grund von Fei­er­ta­gen aus­ge­baut wer­den und es soll­te Regeln geben, die befolgt wer­den. Mor­gens um 8 war dann die Welt in der Alt­stadt fast wie­der in Ord­nung. Nur die Mit­ar­bei­ten­den der Stra­ßen­rei­ni­gung muss­ten auf unser aller Kos­ten sich um den “Rest” küm­mern.

Jür­gen Potratz